Rosalind Porter
 Rosalind  Porter                                        

ZWEITEHAUT

 

Ausstellung  Rosalind Porter - Kunstraum Galerie Rosenstraße in Fürth, Germany  09. Dezember 2011

 

  Introduction - Einführungsrede

Sehr verehrte Damen und Herren, beim Betreten des Raumes spüre ich den unwiderstehlichen Sog von Bildern, die ihre Präsenz und ihren starken Aufforderungscharakter gleich dem Duft einer Rose verströmen und nicht innehalten können. Sie atmen und schaffen eine zu tiefst beeindruckende Atmosphäre, weil sie in den Händen der Malerin zu einer Reflexion des Lebens und der Natur geworden sind.

 

Rosalind Porter ist für mich ein Geheimtipp in der regionalen Kunstszene. Sie hat eine Biografie, um die sie manch einer beneiden würde. Der Vater war Absolvent des Royal College of Art in London, wo die Künstlerin 1950 geboren wurde. Er förderte das musikalische und bildnerische Talent, welches er in seiner Tochter Rosalind früh erkannte. In ihrer Seele verschmelzen die Musik und die Malerei zu einer Kraft, die sie seit ihrer Kindheit antreibt und dies fortwährend weiter geschieht.

Mit achtzehn Jahren entschied sich die junge Künstlerin zum Violoncello-Studium in London, später in Paris und Detmold. Konzerte führten die Profimusikerin als Mitglied von deutschen Sinfonie-Orchestern durch viele europäische Länder.

 

Parallel zu dieser Tätigkeit arbeitete sie zielstrebig und mit viel Ehrgeiz in der Bildenden Kunst. Sowohl die Malerei als auch die Bildhauerei wurden ihr zur "Zweiten Haut" wie sie es selbst sagt und deshalb ihre heutige Ausstellung so benennt.

 

In Rosalind Porters Katalog fand ich einen nachdenklich stimmenden Satz von ihr vor:

 

"Während all meiner früheren Auftritte und Konzerte habe ich, Gott sei Dank, nie daran gedacht, dass mein Cellospiel jedes Mal für immer im Weltraum verschwunden war. Deshalb lege ich stets so viel Wert auf das Bleiben in meinen Gemälden!"

 

Dieser Satz kennzeichnet die Grenzen der Tonkunst gegenüber der Bildenden Kunst. Grenzen, die jemand nur verspürt, wenn man versucht ist, sie zu überwinden. Für Rosalind Porter sind Musik und Malerei nichts Gegensätzliches. Schließlich stellen Grenzen für sie eine Herausforderung zu ihrer Überwindung dar. Die unterschiedlichen Kunstdisziplinen vereinigen ihre Eigenschaften in der Person der Künstlerin und erklingen unter Ausschöpfung der in ihr angelegten individuellen Synergien. Der Ton in der Musik steht nicht im Widerspruch zum Licht und Farbklang in der Malerei. Schon gar nicht in Rosalind Porters Malerei.

 

Hier erleben wir eine starke Sensibilität der Farben und was in der zeitgenössischen Malerei heute fast nicht mehr so sinnlich und augengefällig auf die Leinwand gezaubert wird, die Virtuosität des Lichtes.....

Ich bin davon überzeugt, dass Rosalind Porter das Konzert der Farben und des Lichtes in ihrer Malerei, quasi als eine zwangsläufige Fortsetzung ihrer musikalischen Fähigkeiten, souverän auslebt und zu neuen Höhepunkten zu treiben vermag.

Vergleichbar mit Menschen, die in mehreren Sprachen zuhause sind. So, wie es auch bei Rosalind Porter der Fall ist. Ihre verbale und nonverbale Kommunikationsfähigkeit beseitigt Grenzen. Schafft neue Horizonte und verändert das Bewusstsein. Das Eigene, aber auch, und gerade das ist der Künstlerin wichtig, dass der Betrachter ihrer Werke. Egal, wie stark sich der Rezipient mit ihren Bildern auseinandersetzt oder vielleicht auch versucht ist, sich deren Einfluss zu entziehen. In seinem Kopf hat sich ab dem Moment ihrer Wahrnehmung eine Veränderung getan.

 

Rosalind Porter sucht solche Berührungen und baut mit ihrer sehr sinnlichen Malerei Brücken in eine unberührte, verloren geglaubte, Natur. Ein wunderbares Beispiel hierfür ist das Werk mit dem Titel "Behind Pendle Hill". In dieser Landschaftsmalerei finden wir all das wieder was mit großer Leidenschaft auf die Leinwand gebannt ist und eigene verschüttete Naturerlebnisse zum Vorschein bringt. Den Zauber des Lichtes, der Wolken, Den Duft von fruchtbar erdigem Land. Einen, sich majestätisch in der Ferne erhebenden Berg, nach dessen Namen das Bild benannt wurde. Feld, Wald, Himmel, mit der uns allen vertrauten Farbigkeit. Die Künstlerin führt uns mit einer unglaublich leichten Hand den dramatischen Reiz der Natur vor Augen. Sie ist es, die uns umgibt und in die wir allesamt eingebettet sind. Die im Bild eingefangene Dramatik der Natur steht als Metapher für die unvorhersehbaren Launen des Lebens. Auch unseres eigenen Schicksals, das wir nicht losgelöst und isoliert verstehen dürfen, sondern eingepflanzt in die Schöpfung, den Kosmos der Natur. Schließlich sind wir Teil dieser Erde und des Himmels, in welchen unsere Welt eingebettet ist.

 

In einigen Landschaften der Malerin erkennen wir menschenähnliche Silhouetten, welche schattenhaft an unsere Beziehung zur Natur erinnern sollen. Sie berührt damit genau das Dilemma eines großen Teils der Menschheit, der sich in seiner modernen technologischen, vermeintlich perfekt ausgestatteten Zivilisation eingeigelt hat und sich seiner Abhängigkeit von der Natur erst dann bewusst wird, wenn diese aus dem Ruder läuft und uns mit chaotischen Auswirkungen einer Naturkatastrophe konfrontiert. Dank einer unglaublichen Arroganz begreifen wir die Zusammenhänge gleichwohl erst dann, wenn wir persönlich betroffen sind.

"Eingebettet" wäre missverstanden, wenn es nur als ästhetisierende Landschaftskomposition betrachtet würde. Rosalind Porters Werke sind Mahnung und Hinweis auf die oben geschilderte Problematik. Gerade, weil das sinnliche Moment in der Landschaftsmalerei schon immer eine hervorgehobene Rolle spielte und wir dabei sind, die letzten Flicken unberührter und intakter Natur auszurotten, hat die Malerei die Aufgabe, nicht nur die Sehnsucht nach urwüchsiger Landschaft, sondern darüber hinaus, die Besinnung zum Erhalt wach zu rufen.

 

Dazu brauchen wir Innenlandschaften wie sie uns die Malerin Rosalind Porter anbietet. Innenlandschaften, die allerdings mit Störungen versehen sind. Das Auge des Betrachters stößt auf Fremdkörper, die sich quasi als Hirngespinste in ihre Kompositionen einmischen und, wie eine ferne Bedrohung, unser Sehen stören und irritieren. Es handelt sich um malerische Maßnahmen der hoch sensiblen Künstlerin, das   Bewusstsein um   die   Brisanz  unserer Situation   zu   verstärken  und   entwickeln   zu helfen. Damit löst sie sich vom schwärmerischen und träumerischen Charakter einer auch heute noch vorhandenen, romantizistisch überkommenen Gefühlsduselei in der Landschaftsmalerei. Es geht um nicht mehr und - um nicht weniger als elementare Fragen des Lebens, die sich im Werk von Rosalind Porter manifestieren. Sie werden nicht spektakulär, sondern fast unscheinbar transportiert. Es geht ihr darum, das "Die Zeichen" gesehen und erkannt werden.

 

Mit ihren Papierarbeiten "Gerissen" spielt sie noch unmittelbarer durch die Verletzung der Oberfläche des Bildträgers auf die Zerstörung unserer Landschaft und der Natur an. Die, auf den Malkarton aufgetragenen Farbschichten werden durch Ablösen der Papierfaserschichten sprichwörtlich abgerissen. Diese interessante Technik lernte ich erst bei Rosalind Porter kennen.

 



Die Malerin beschäftigt sich in ihren Werken auch mit Menschen und den Tieren. Dabei geht es ihr um die Darstellung von deren, voneinander abhängigem Beziehungsgeflecht. So, wie es ihr wichtig ist, mit ihren Landschaften auf unsere elementare Beziehung zur Erde hinzuweisen, so wichtig ist es ihr auch, die Beziehung der Menschen zueinander und auch die zu den Tieren zu verdeutlichen. Wir, so meint sie mit Recht, sind für die Schöpfung und deren Erhalt in hohem Maße verantwortlich.

Insbesondere in ihren Kinderbildern geht es ihr um Verletzbarkeit und vielleicht auch einer latenten Suche nach Geborgenheit, die wir uns ja im Grunde alle wünschen.

Mit dem Bild  "Intimacy" gibt uns die Reiterin Rosalind Porter einen Hinweis auf unsere gegenseitige Abhängigkeit. Reiter und Pferd schauen sich ganz tief in die Augen. Der Reiter ist auf die Schnelligkeit, die Ausdauer und die Kraft des Pferdes bei dem bevorstehenden Springen angewiesen. Das Pferd legt seinen gezügelten Willen in die Hand des Menschen. Es hat den Anschein eines starken Vertrauensverhältnisses. Seine weiße Mähne, die einen großen Teil der Komposition beherrscht und mich an die ungebremste Energie eines tosenden Wasserfalls erinnert, lässt den Kopf des Reiters, welcher seinen Zügel festhält, fast winzig erscheinen. Pferd und Reiter suchen einen intensiven Blickkontakt. In ihm konzentriert   sich   ihre   enge   Beziehung zueinander. Das Bild verströmt im Spannungsfeld seiner weiß-blauen Farbigkeit eine   unübersehbare Mystik. Ist es nicht aber auch ein Vergleich für das tatsächliche Kräfteverhältnis der Natur, in der Gestalt eines Pferdes, und dem Menschen? Diese Szene, welche die Künstlerin beobachtete, macht deutlich, dass wir Problemlösungen meistens nur innerhalbeines Teams und in unvermeidlichen Interessenbündelungen bewerkstelligen können.

 

Wenn Sie die fiigurative Malerei der Künstlerin mit ihrer Landschaftsmalerei vergleichen, so fällt auf, dass Rosalind Porter auch dieses Thema mit einer bewundernswert lockeren Hand, mit der Sie ihre Landschaften nur so hin zu zaubern vermag, auf die Leinwand bringt. Die Bildende Künstlerin und Musikerin begreift Malerei als einen, in ihrer Gesamtkomposition klingenden Farbkörper, der elementare Botschaften vom Leben und dessen essentiellen Grundlagen wechselseitiger Beziehungsverflechtungen vermitteln soll. Dazu haucht sie ihrer Malerei eine substanzielle Lebendigkeit ein, die dieses Werk als auffallendes Merkmal von Vergleichbaren abhebt. Ausdruck von Liebe und Lebensfreude sind und ihm hierdurch Authentizität und tiefe Glaubwürdigkeit verleiht.

 

Das Wissen um das Geheimniss von Kunstwerken verraten auch ihre Objekte aus Stein oder anderen Materialien. Auch hier geht es um zentrale Fragen des Lebens. Das gesamte künstlerische Wirken dieser hochbegabten Frau dreht sich ausschließlich um die Vermittlung von den verborgenen elementaren Verknüpfungen des Seins. Die Titel der Objekte sprechen für sich.

 

Zum Abschluss wünsche ich unserer Künstlerin und ihrer Galeristin Ellen Haselmeier eine sehr erfolgreiche Ausstellung und Ihnen, dem Publikum einen interessanten Abend mit einem höchst anregenden Kunstgenuss.

Anmerken möchte ich noch, dass Kunst unbemüht in Erscheinung tritt. Dieses Merkmal finden Sie im Werk von Rosalind Porter und auch in den musikalischen Darbietungen von unserem Kontrabassisten Steve Tomlin.

Uwe Schein

 

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Presse -  Fürther Nachrichten 14.12.2011

 

Und immer lotet Porter den Horizont und die Weite aus. Einzelne Figuren bettet sie ganz zart angedeutet in diese Landschaften ein. So auch bei der „Winterreise“, einem Bild, das die eisige Luft beinahe körperlich wahrnehmen lässt. Ein Luftwirbel erfasst einige Körper, die als Schatten über den Himmel huschen. Die Künstlerin

braucht diese Elemente als Ausdruck für das, was hinter ihren idealen Landschaften steckt. Im Kontrast dazu steht das großformatige „Girl“, das Bildnis eines Kindes, von Porter mit großem Einfühlungsvermögen gemalt. In der Wahl der technischen Ausführung - beinahe trockener Farbauftrag und sehr zurückgenommene Farbigkeit - unterstreicht sie die Zerbrechlichkeit dieses Mädchengesichts.

M. Reinhardt